Hannah Schneider schwimmt Altersklassenrekord


Text: Sabine Büscher, Bilder: Nicola Petzold 

 

Nach ihrem deutschen Meister Titel im Brust Mehrkampf in 2019, erreichte Hannah in dieser Woche einen weiteren Meilenstein in ihrer noch jungen Schwimmkariere.

 

Altersklassenrekorde werden überhaupt erst ab der Altersklasse 12 registriert. Kein Grund sich nicht schon vorher mit diesem Thema zu beschäftigen. Mit 6 Jahren kam Hannah zum Hofheimer Schwimm Club und absolvierte erstmal einen Bronzekurs bei Florian. Während des Silberkurs fischte dann aber unsere Trainerin Nicola Petzold das Talent aus dem Breitensport und machte ihr den Wettkampfsport schmackhaft. Seitdem geht es stetig bergauf mit Hannahs Schwimmleistungen. Mit zunehmend messbaren Erfolgen wuchs auch ihr Ehrgeiz. Da man beim Schwimmsport getrost sagen kann: „Von nichts kommt nichts“, entschied sich Hannah 2018 für den Wechsel auf die Elli Heus Sportschule in Wiesbaden. Dies ermöglicht ihr 2 zusätzliche Trainingseinheiten vor der Schule.

 

Auf der Suche nach sportlichen Zielen, stand der Altersklassenrekord von Chantal Noe schon länger auf Hannahs persönlicher Liste. Interessanterweise hat Chantal Noe diesen Rekord im Jahr 2011 unter der Führung unseres Trainers Eugen Matchilski, damals noch für Rüsselsheim tätig, erreicht. Eugen, unser Mann fürs Brustschwimmen, ist zum Glück seit einigen Jahren unser Trainer und auch Hannah ging durch seine Schule.

 

Das Jahr 2020 fing erstmal sehr gut an für Hannah. Im Februar konnte sie ihre Premiere in unserer 2. Bundesliga Mannschaft feiern. Ihre Zeit von 2:42 in 200 Brust stimmten optimistisch, dass sie im Laufe des Jahres den Rekord, der bei 2:39,16 lag, unterbieten würde.     

 

Dann kam Corona…. Lockdown, Absage aller sportlichen Events und große Unsicherheit, was in diesem Jahr überhaupt noch möglich ist. Trainer und Aktive steckten jedoch nicht den Kopf ins Wasser 😉 und nutzten diese Zeit intensiv, um in den Bereichen Athletik, Kraft und Ausdauer voranzukommen.     

So verliefen auch die ersten Wettkämpfe nach der Lockdown Phase schon sehr vielversprechend und spätestens nach dem Hannah auf der 50 Meter Bahn in Würzburg nur 1 Sekunde über dem bestehenden Altersklassenrekord für 12 Jährige auf der Langbahn lag, reifte die Überlegung bei den Trainern und der Schwimmerin, den Altersklassenrekord auf der 25 Meter Bahn jetzt unmittelbar anzugreifen.

Normalerweise schwimmt man diese Rekorde im Rahmen von normalen Wettkämpfen. Leider sind die im Moment dünn gesät und der hierfür geplante Wettkampf in Eschborn wurde kurzfristig wegen Corona für uns abgesagt. So kam es wie gerufen, dass der Wiesbadener SC bereits ein Rekordevent plante, zu dem Hannah von den Wiesbadenern kurzerhand eingeladen wurde. Danke dafür!

 

So trafen sich die beiden 2008 Mädchen Hannah Schneider und Fiona Anabel Kuphal am Donnerstag den 22.10.2020 quasi zum Privatwettkampf ohne Konkurrenz, ausgerichtet vom Wiesbadener SC im Schwimmbad Kleinfeldchen in Wiesbaden.

Mitten in der Woche fing der Tag entsprechend gar nicht so wettkampfmäßig an. Um sich einzustimmen folgte Hannah ihrem üblichen Wettkampfritualen: Kräutertee zum Frühstück (sie mag eigentlich keinen Tee, aber irgendwann hatte sie mal einen guten Wettkampf nach Tee… Aberglaube gehört auch dazu😉) , dazu Müsli und an den Füßen spezielle Wettkampfsocken, damit die Füße schön warm sind. Dann ging es aber erstmal zum 8 stündigen Schultag, der für Hannah Donnerstags immer erst um 15.15 Uhr endet. Vor der Busfahrt zum Schwimmbad, war noch Zeit für die obligatorischen Nudeln. Beim checken des Handys, registrierte Sie nun zahlreiche Nachrichten. Sehr viele Menschen wünschten ihr viel Glück. Spätestens jetzt wurde ihr bewusst, dass viele Augen auf sie schauten. Zeit nervös zu werden. Nach eigenen Aussagen überwog aber das Glücksgefühl, jetzt endlich die Möglichkeit zu haben, ihr Können zu zeigen.

 

Im Schwimmbad traf sie dann auf ihre Trainerin Nicola Petzold, die mit ihr warm up und Einschwimmen durchführte. Für Hannah und Fiona, wurde hierfür eine Bahn im Bad abgezweigt, nebenbei fand das Training der Wiesbadener statt. Darüber hinaus, Coronabedingt, keine Zuschauer.

Für die Rekordversuche wurde dann aber doch das ganze Becken geräumt und so standen die Wiesbadener Schwimmer als sehr aktive Fans bereit, die sowohl Fiona als auch Hannah lautstark anfeuerten.

Pünktlich um 17.45 Uhr begann Fiona mit 400 Freistil, machte ihre Aufgabe sehr gut und unterbot den bestehenden Rekord deutlich. Neue Bestmarke: 4:25,84.

Jetzt kam Hannahs großer Moment. Sie startete aus Angst, das Rennen zu langsam anzugehen mit 100 Meter Bestzeit: 1:14,4. Nach eigener Aussage hatte sie nach 75 Meter selbst erhebliche Bedenken, zu forsch angegangen zu sein. Aber auch die 2ten 100 Meter gelangen ihr noch sehr gut und sie schlug nach 2:35,66 an. Das waren satte 3,5 Sekunden unter dem alten Rekord und deutlich besser als Hannah und ihre Trainer sich erhofft hatten.

 

Diese Bestzeit machte nicht nur in Hofheim schnell die Runde. Während Hannahs Handy schier explodierte, kamen auch von höchsten Stellen vom Bundestrainer über Nationalmannschaftsmitglied Leonie Beck bis hin zum Ministerium des Landes Hessen Glückwünsche an die Athleten und Trainer zu diesen herausragenden Leistungen in diesen schwierigen Zeiten.  

Das macht Lust auf mehr und beim Erreichen weiterer sportlicher Ziele ist Corona wohl im Moment die größere Hürde als Hannahs sportliche Form. Wenn es möglich ist, wird sie in diesem Jahr noch den 100 Meter Brust Rekord auf der 25 Meter Bahn angehen und ebenso den 200 Meter Rekord auf der 50 Meter Bahn. Und dann wäre da ja noch die Deutsche Jahrgangsmeisertschaften im Dezember, von der sie gerne die ein oder andere Medaille mit nach Hause nehmen möchte.

 

Wünschen wir ihr, dass es in diesem Jahr noch einige Tage geben wird, an denen Hannah morgens Tee trinkt und dicke Socken anzieht….