Text: Büscher, Bilder: Büscher, Markutzik
Nach allen Meisterschaften stehen zum Saisonabschluss immer noch die Freiwassermeisterschaften auf dem Programm. Die langen Strecken in offenen Gewässern gehören nun wahrlich nicht zu unserer Kernkompetenz aber seit Jahren findet sich eine kleinere Gruppe von Athlet*innen die sich dieser Aufgabe stellt.
Franz Markutzik hat schon zu Beginn des Jahres Interesse bekundet, da die ersehnte NK (Nationalkader) 2 Norm, die er in diesem Jahr erstmals erreichen konnte auf der Freiwasser Distanz für ihn machbar schien. Eine Top drei Platzierung muss dafür her. Er konnte ja nicht wissen, dass er bis zum Event bereits auf gleich 6 Strecken die Norm unterbieten würde.
Für Rostock, das gut mit der Bahn zu erreichen ist, habe ich dann als Betreuer auch gleich die Hand gehoben und mir im Laufe der Zeit noch ein kleines Team zusammengesucht, damit es sich auch lohnt die Reise anzutreten. Ehrlich gesagt ist die Meisterschaft immer ein bisschen wie Urlaub für uns. Saisonabschluss, an meistens attraktiven Orten, ohne Erwartungshaltung.
Trainerin Andrea Schneider hatte offensichtlich auch keine Erwartungen an unser Team und meldete alle unsere 5 Teilnehmer auf den zu absolvierenden 2500 Metern ohne Meldezeit. Hierzu muss man erwähnen, dass man für die Freiwassermeisterschaften keine Pflichtzeiten benötigt. D.h. rein theoretisch darf jeder mitmachen. Allerdings werden die Schwimmer*innen aus dem Rennen genommen, wenn sie bestimmte Rundenzeiten überschreiten. Eine gewisse Qualität benötigt man also schon.
Dies bedeutete aber, dass sich alle 5 Sportler in den jeweils ersten und langsamsten von 3 Läufen wiederfanden. Insbesondere für Franz, der nach seinen sehr goldigen deutschen Jahrgangsmeisterschaften dann doch Ambitionen auf einen Treppchen Platz hatte, eventuell ein Nachteil. Aber Franz gelingt in diesem Jahr scheinbar alles. Im kühlen Hafenbecken des Rostocker IGA Park ging er wie immer schnell an und setzte sich direkt an die Spitze des Feldes. Kein Wasserschatten für Ihn, allein Tempo machen und selbst orientieren war die Devise. Nach 31 Minuten und 33 Sekunden hatte er seine Premiere im Freiwasserschwimmen sehr solide absolviert. Jetzt hieß es abwarten, was die Konkurrenz lieferte. Insbesondere der Konkurrent aus Dresden, der ihm in Berlin noch die Goldmedaille auf 400 Meter Freistil streitig machte befand sich auf der Beobachtungsliste. Am Ende gelang die Revanche, obwohl die Mitstreiter den Sog andere Sportler nutzen konnten, gewann Franz die Goldmedaille mit ca. 20 Sekunden Vorsprung. Jetzt hat unser Vorzeigeathlet bereits Gold beim Mehrkampf, DJM, Freiwasser... what´s next?
Aber auch unsere weiteren Sportler machten ihre Sache exzellent. Allen voran Oskar Reimann (2011). Er konnte im selben Lauf wie Franz geschickt den Vorteil einer Gruppe nutzen und sich durch eine ganz starke Leistung in der zweiten Runde (es waren zwei Runden a 1,25km zu absolvieren) auf den dritten Platz vorschwimmen. 32:45 seine hervorragende Endzeit. Dies bedeutete am Ende Rang 5 in der Jahrgangswertung, ein super Ergebnis für Oskar, was ihn auch in den Hessischen Landeskader befördert.
Mit dieser ermutigenden Vorlage gingen unsere Mädels in ihren Lauf. Marlene wurde nach ihren großartigen Ergebnissen bei der DJM noch kurzfristig von uns überredet sich diesem „Abenteuer“ zu stellen. Obwohl es sie einige Überwindung kostete, machte auch sie ihre Sache sehr gut. Marlene schwimmt am besten, wenn sie direkte Gegner hat, die sie motivieren. Allein vorneweg wäre ihre Sache nicht. Idealerweise musste sie die gesamten 2 Runden drei anderen Sportlerinnen „hinterhersprinten“ (O-Ton) und kam so zu einer 34:58 bei ihren ersten 2500 Metern in freien Gewässern. Am Ende Platz 15 für sie in einem starken 12er Jahrgang mit 37 Teilnehmerinnen.
Ebenso im Jahrgang 12 am Start, Nele Kämper. Sie konnte zusammen mit Talia Villacampa in eine4r Gruppe schwimmen, teilte sich ihr Rennen sehr gut ein und schwamm in der zweiten Runde nach vorne, sodass sie in 37:13 das interne Duell um den zweiten Staffelplatz gewann. Talia absolvierte ihren allerersten Freiwasserwettkampf und konnte ebenso sehr zufrieden sein, 37:21 bedeutete für sie Platz 27 im Jahrgang 2010.
Papier ist bekanntlich geduldig und wenn man meldet und am selben Tag wird noch eine mixed Staffel angeboten, nimmt man die natürlich auch mit. Nach ihren 2,5 km waren unserer Schwimmer allerdings nur noch mittelmäßig begeistert von der Aussicht noch mal 1,25 km im 18 Grad kalten Wasser zu absolvieren. Noch dazu im Klassement 4x1,25 km mixed Jahrgang 2006 und jünger. Dies konnte mit unserer Bambinibesetzung (3x2012, einmal 2011) eigentlich nur furchtbar ausgehen, wenn man sich die Aufstellungen der anderen Mannschaften so ansah.
Also war die Trainertaktik: von vorn schwimmen. Franz, Oskar, Marlene, Nele, um möglichst lange Kontakt zum Feld zu halten. Dies gelang viel besser als gehofft und mit viel Kampfgeist konnte unsere Mannschaft sehr lange bei den „Großen“ mithalten und einen unglaublichen 15ten Rang unter 23 Teilnehmern einheimsen.
Zu betonen auch, wie konzentriert unsere Sportlern*innen an ihren Wettkampf gegangen sind. Es gab auch zahlreiche Disqualifikationen, wegen Wechselfehlern oder nicht korrekt umrundeten Bojen oder schlichtweg Temperaturbedingten Aufgaben. So wurden einige sicher geglaubte Medaillen im Rostocker Hafenbecken versenkt.
Als Abschluss gönnten wir uns einen halben Strandtag in Warnemünde, bevor wir die Heimreise antraten. Fazit eigentlich wie jedes Jahr: vorher denkt man “ach du meine Güte, jetzt noch Freiwasser“, danach sind sich alle einig: toll wars nächstes Jahr garantiert wieder😊